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Orthodoxe Präsenz in den Niederen Ländern

Eine byzantinische Prinzessin in den Niederlanden.

Ein besonderes Band besteht zwischen der Orthodoxie aus der byzantinischen Zeit und der St. Nikolauskapelle auf dem Valkhof in Nijmegen. An diesem Ort starb 991 Kaiserin Theophano, eine byzantinische Prinzessin, die mit dem deutsch-römischen Kaiser Otto II. verheiratet war. Historiker gehen davon aus, dass sich die achteckige Form der Kapelle auf die byzantinisch-orthodoxe Tradition bezieht, die die Prinzessin aus Konstantinopel mitgebracht hatte. Als Erinnerung daran gibt es heute eine orthodoxe Gemeinde, die der Heiligen Theophano geweiht ist.

Byzantiner in Brügge während der goldenen Jahre

Es ist bekannt, dass Brügge als Handelszentrum zwischen 1280 und 1480 seine größte Blüte erlebte. Während dieser Periode gab es eine bunte Gesellschaft ausländischer Händler mit meist eigenem Nationenhaus und Packhäusern. Brügge fungierte dadurch als eines der bedeutendsten Handelszentren und als Drehscheibe für den Handel zwischen Süd- und Nordeuropa. Der Börsenplatz bildete das kommerzielle und finanzielle Herz der Stadt, wo auch der erste Börsenhandel entwickelt wurde. Jede Nation hatte dort sowohl ein Nationenhaus als auch Stapelhäuser: die venezianischen, florentinischen, genuesischen, kastilianischen, spanischen, portugiesischen, schottischen und die norddeutschen Händler. Die Levantiner und Händler aus Konstantinopel und Smyrna fehlten auch nicht. Brügge hat sich unterdessen auch zu einem internationalen Kunstzentrum entwickelt. Dank dem burgundischen Hof gab es Kontakte zu Reisenden aus ganz Europa.

Die ersten Griechen in den Niederen Ländern waren Händler aus der Levante und Kleinasien, die sich in Brügge niederließen und dort Handelsposten eröffneten. In einem Schriftsatz von Adriaan Baltyn (1546-1621), Pensionär des Brügger Freistaats, findet man ein Dokument, das uns in wenigen Zeilen einen Überblick über die gesamte Geschichte unserer alten Kontakte mit Kleinasien und der Levante gibt. Er beschrieb dies basierend auf einem Gerichtsverfahren zwischen dem Brügger Freistaat und der Stadt Sluis über das Kündigungsrecht und den Verkauf einiger beschädigter Güter, die für die Stapelplätze von Brügge bestimmt waren. Das Dokument stammt aus der Zeit von Lodewijk von Nevers (1304-1346) und ist ursprünglich in Mittel-Niederländisch verfasst.

Dies zeigt deutlich, dass die Flamen frühe Handelsbeziehungen mit den Orientalen hatten. Später kamen die Einwohner von Kleinasien und der Levante hierher, um ihre Waren anzubieten und Handelsposten in Brügge zu errichten. Eine Bestätigung hierfür findet sich in den Berichten der Stadt Brügge. In seiner Arbeit Ephémérides Brugeoises beschreibt M. Gaillard die Einrichtungen der Orientalen und der Levantiner in Brügge. Zusammenfassend lehrt er uns, dass„sie die ersten waren, die nach Brügge kamen und ihr Geschäfte auf das Jahr 1340 zurückgehen. Es scheint, dass ein Streit zwischen ihnen und den Einwohnern von Brügge dafür sorgte, dass sie für ein paar Jahre in Dordrecht blieben. Sie sollten jedoch bald zurückkehren …“. Die Levantiner brachten allerlei (vor allem) kostbare Produkte, aber auch seltene Kräuter und Früchte. Die Flamen waren hauptsächlich auf Pelz (Hermelin oder Harmer) ausgerichtet, der hauptsächlich aus Konstantinopel und Smyrna hierher gebracht wurde. Wir wissen, dass sich die Händler von Smyrna in einem Gebäude an einer Ecke des Genthofs niedergelassen hatten. Es gibt viele andere Aufzeichnungen, die die Anwesenheit von Griechen hier bestätigen.

Andererseits finden wir in mehreren Archiven in Flandern die Namen byzantinischer Flüchtlinge. Den ersten Eintrag finden wir in den Jahren 1392-93, in einem Dokument des Brügger Stadtarchivs. Es handelt sich um die Gewährung eines Zuschusses der Stadt Brügge „beauftragt vom Bürgermeister“an „einen Bischof aus Griechenland als Almosen, sechs französischen Kronen …“. Im selben Archiv finden wir auch die Erwähnung vieler anderer Griechen, die im gleichen Zeitraum eine Zulage von der Stadt Brügge erhalten haben. Darunter auch ein orthodoxer Priester.

Die Zeit, in der sich die größte Zahl von Levantinern in Flandern aufhielt, scheint zwischen 1453 und 1470 zu liegen. Laut Emile Vanden Bussche ist es „in dieser Zeit, dass in unseren Archiven die meisten Namen von Ausländern erscheinen, die Handelsbeziehungen mit Brügge unterhielten, vor allem Menschen aus Konstantinopel die hierher kamen, manche als Gesandte, andere aus politischen Gründen“. Aber auch im Werk von Gilliodts-Van Severen findet sich eine Liste mit Namen von Griechen aus Konstantinopel – Ritter und Adlige, und sogar ein Bruder des Kaisers – die um Schutz vor dem ottomanischen Joch baten und denen man Almosen gab.

Der Fall von Konstantinopel setzte dem Erfolg griechischer Händler in Flandern ein Ende, während die Türken beständig ihren Platz einnahmen.

Später, unter Philipp dem Schönen (1482-1506), sind die meisten Levantiner, Armenier und Türken aus Brügge verschwunden. Ab 1480 kündigte sich tatsächlich eine Krise an. Der Grund war die Niedergang der Tuchindustrie, die strengen Handelsbestimmungen, die Konkurrenz mit der schnell wachsenden Antwerpener Handelsmetropole und die politischen Umstände.

Griechische Händler gründeten eine erste Gemeinde (Amsterdam)

Die ersten Orthodoxen die in die Niederlande kamen waren treue Gefolgsleute des Ökumenischen Patriarchen Cyrillus Loukaris. Es waren hochstehende Geistliche des Ökumenischen Patriarchats, die sich an der Universität von Leiden einschrieben und Kontakte, die Cyrillus mit niederländischen Geistlichen hatte, festigen sollten. Ihr Aufenthalt in den Niederlanden ist ein wichtiges Ereignis unter den frühen Kontakten zwischen der Orthodoxie und dem Protestantismus. Ihr Aufenthalt is somit das erste klare Anzeichen für eine Präsenz orthodoxer Christen in den Niederlanden. Danach hielten sich noch viele griechische Studenten in Leiden auf. Einer von ihnen sollte später Ökumenischer Patriarch werden.

Im Jahr 1697 arbeitete Peter der Große einige Monate auf der Amsterdamer Werft der Niederländischen Ostindien Kompanie, wo er den Schiffbau erlernte. In seinen Memoiren ist jedoch keine Rede von einer orthodoxen Kirche in den Niederlanden.

Erst als griechische Kaufleute im Goldenen Zeitalter in Amsterdam ankamen, entstand die erste orthodoxe Gemeinde, die der Heiligen Katherina in der Koningstraat. Die griechische Gemeinschaft in Amsterdam bestand aus Händlern von Smyrna, Chios, Thessaloniki und Zagora. Eines ihrer ersten Anliegen war es, eine eigene Kirche zu erwerben, in der sie ihren Glauben nach orthodoxer Tradition leben konnten. Die erste Göttliche Liturgie wurde dort im Jahr 1752 durch einen Bischof aus Kreta gefeiert. Die Gemeinde war direkt dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt. Es wurden Dokumente gefunden, wie ein Briefwechsel mit dem Ökumenischen Patriarchen, die dies bestätigen. Dennoch waren untern den Gläubigen auch einige Russen. Bereits im Jahr 1760 liessen die griechischen Händler die Göttliche Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos ins Niederländische übersetzen und drucken. Drei Jahre später wurde die Kirche in einem Gebäude auf dem Oudezijds Voorburgwal untergebracht, das Dank des Nachlasses eines griechischen Händlers, der für die Niederländische Ostindien Kompanie gearbeitet hatte, erworben werden konnte. Die Aufzählung der Priester zeigt, dass es bis 1849 einen griechischen Priester gab. Ab 1852 waren die Priester Russen, weil die meisten griechischen Händler zurückgekehrt waren und auch wegen der Königin Anna Pavlovna. Tatsächlich brach mit der Hochzeit von Anna Pavlovna und Prinz Willem II. von Oranien (1816) ein neues Kapitel für die Orthodoxie in den Niederen Ländern an. Anna Pavlovna, Schwester Zars Alexander I., blieb dem orthodoxen Glauben treu und hatte eine Kapelle in jedem Palast. Auch die Kapelle der Heiligen Katherina in Amsterdam stellte sie unter ihren Schutz. Immerhin blieben nicht viele Griechen in der niederländischen Hauptstadt. Sie waren mit der Unabhängigkeit Griechenlands zurückgekehrt. Die Gemeinde der Heiligen Katherina hörte mit dem Tod von Königin Anna Pavlovna (1865) auf zu bestehen.

Nach gut einem Jahrhundert ist die Gemeinde am Ende des 20. Jahrhunderts aus ihrem langen Schlaf erwacht und seit dem Jahr 2016 befindet sie sich in der Amsterdamer Periferie, d.h. in Zaandam.

Entwicklung in Belgien seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts

Im Jahr 1900 wurde in Belgien für griechische Händler und Seeleute, die in die antwerpener Metropole gezogen sind, eine erste orthodoxe Gemeinde gegründet. Die Gemeinde wurde der Mariä Verkündigung geweiht und gehörte – so wie alle griechischen Gemeinden der Diaspora – zur Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats. Das Patriarchat schickte Archimandrit Gennadios Themelis als ersten Rektor.

Bis zum Anfang des 1. Weltkriegs war die Mehrheit der orthodoxen Einwanderer – ob sie nun Griechen oder Russen waren – arm und wenig gebildet. Es waren Menschen die aus kommerziellem Interesse reisten oder Arbeit im Westen suchten.

Danach folgten Emigranten die dafür sorgten, dass fortan auch Menschen mit einem tieferem kulturellen und intellektuellen Hintergrund nach Belgien kamen: denken wir nur an die russischen Flüchtlinge nach der Revolution von 1917 und an die griechen, welche die Türkei nach dem griechisch-türkischen Krieg verließen, der auch die Katastrophe von Kleinasien genannt wird. Unter ihnen waren diejenigen, welche die Möglichkeit hatten intellektuelle Kontakte mit dem Westen zu knüpfen, etwas das bei den vorangehenden Einwanderern undenkbar war. Die Emigration, die sich etwas verloren fühlte in der für sie fremden westlichen Welt, versuchte ihre Kraft aus der Kirche zu ziehen. Sie schien einziges und alleiniges Zeugnis des abwesenden Vaterlands zu sein.

Im Jahr 1926 kaufte die Vereinigung griechischer Frauen ein Gebäude in der Stassartstraat und ermöglichte im Erdgeschoss die Errichtung einer Kirche für die Griechen. Die Kirche wurde den Heiligen Erzengeln Michael (Patron der Stadt Brüssel) und Gabriel geweiht. Die Kirche wurde vom Rektor der griechischen Gemeinde in Antwerpen betrieben.

Mitte der fünfziger Jahre kamen die ersten ausländischen Arbeiter für die belgischen Kohleminen an. Es waren über 30.000 Griechen, aber auch viele Serben. Um für ihre geistlichen und pastoralen Bedürfnisse zu sorgen schickte der Ökumenische Patriarch Athenagoras vom theologischen Institut in Chalki vier junge Priester nach Belgien. Unter ihnen war der junge Priestermönch Panteleimon Kontoyiannis, späterer Metropolit von Belgien. Neue Gemeinden wurden in Luik, der Baurinage und der belgischen Provinz Limburg gegründet.

Immer mehr wird die belgische Bevölkerung mit der realen Anwesenheit der Orthodoxie konfrontiert: gemischte Heiraten, das II. Vatikanische Konzil, ökumenische Begegnungen auf Weltebene, aber auch national – darüberhinaus werden Interessierte und Suchende anhand von Literatur, Vorträgen oder einem Besuch der Abtei von Chevetogne (Benediktiner) in den Reichtum der Orthodoxie eingeführt. Diese Abtei der Einheit hat in vielen Bereichen stark zur Bekanntschaft und zum Verständnis des Reichtums orthodoxer Tradition beigetragen: teils durch ihre byzantinische Kirche und durch den Reichtum der byzantinischen Liturgie, die den lateinischen Christen unbekannt war.

Allmählich war auch die Notwendigkeit einer Orthodoxie in westlicher Sprach zu spüren. So kam es, dass eine wachsende Zahl orthodoxer Einheimischer in verschiedenen Städten unseres Landes orthodoxe Gemeinden aus dem Boden stampften, wo nicht auf Griechisch, Slawisch oder Rumänisch zelebriert wurde, sondern wo die lokare Sprache als Mittel zum besseren Verständnis verwand wurde.

Am 12. August 1969 hat die heilige Synode des Ökumenischen Patriarchats die Metropolie von Belgien und Exarchat der Niederlande und Luxemburgs gegründet. Metropolit Emilianos (Zacharopoulos) aus Selevkia, damals Generalvikar des Patriarchats, wurde am selben Tag zum ersten Metropoliten ernannt. Seine Inthronisation fand am 11. November desselben Jahres in der orthodoxen Kathedrale der Heiligen Erzengel in der Brüsseler Stalingradlaan statt. Die Metropolie hatte damals 13 Gemeinden.

Im November 1972 wurde auf Initiative des Anwalts Ignace Peckstadt die erste Gemeinde in niederländischer Sprache ins Leben gerufen und dem Heiligen Apostel Andreas, Patron der Kirche in Konstantinopel, geweiht. Sie wurde in einem alten Gebäude des ehemaligen Elisabethbegijnhofs untergebracht. Der Initiator wurde später zum Diakon und Priester geweiht.

Im Sommer 1974 wurde Archimandrit Panteleimon Kontoyiannis, bis dahin Generalvikar des Erzbistums von Belgien, durch die heilige Synode des Ökumenischen Patriarchats mit dem Titel des alten Bistums Apollonia zum Weibischof von Metropolit Emilianos von Belgien ernannt. Seine Bischofsweihe fand am 18. August 1974 in der orthodoxen Kathedrale der Heiligen Erzengel in Brüssel statt.

Am 22. Dezember 1982 wurde er – nachdem Seine Exzellenz (S.E.) Emilianos zum Metropoliten von Kos (GR) ernannt wurde – letztendlich zum Metropoliten von Belgien. Mit der Wahl von S.E. Panteleimon zum Metropoliten von Belgien hat sich allmählich aber kontinuierlich viel für die Situation der orthodoxen Kirche in Belgien verändert. Vor allem hielt er nicht still wenn es um die Anerkennung des orthodoxen Gottesdienstes ging. Bestehende Kontakte mit diversen Personene die S.E. Emilianos geknüpft hatte wurden vertieft. Der neue Metropolit hat sich mit etlichen Juristen umgeben, nicht zuletzt dem Erzpriester Marc Nicaise, Ignace Peckstadt und Dr. Antoine Van Bruaene. Das Resultat des unermüdlichen und nüchternen Einsatzes von Metropolit Panteleimon war, dass bereits im März 1985 die Anerkennung ein Fakt war. Es wurde noch weiter an den Ausführungsbestimmungen gearbeitet, die 1988 unterzeichnet wurden und wobei festgelegt wurde, dass „der Metropolit-Erzbischof des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel das repräsentative Organ der ganzen Orthodoxen Kirche ist“.S.E. Panteleimon war sehr glücklich mit diesen Beschluss. Er liegt immerhin genau auf der Linie der orthodoxen Ekklesiologie, wonach ein einziger Bischof (hier nur im Bezug auf die Regierung) für die Gläubigen eines bestimmten Gebietes verantwortlich ist. Dies wurde mit der Genehmigung der Vertreter der diversen Jurisdiktionen in unserem Land möglich. Die Anerkennung brachte natürlich auch viel Arbeit und Sorgen mit sich.

Mittlerweile sind die orthodoxen Gläubigen über das gesamt Gebiet verteilt. Zuerst dort, wo sich die griechischen Auswanderer niederließen, aber auch in allen wichtigen Städten des Landes. In den Kirchen und Kapellen werden über das ganze Land verteilt Gottesdienste in verschiedenen Sprachen zelebriert.

Im November 2013 bat Metropolit Panteleimon von Belgien die Heilige Synode des Ökumenischen Patriarchats seine Kündigung aus gesundheitlichen Gründen anzunehmen. Daraufhin hat die Heilige Synode am 27. November 2013 Bischof Athenagoras (Peckstadt) von Sinope einstimmig zum Metropoliten von Belgien und Exarch der Niederlande und Luxemburgs ernannt. Es war das erste Mal, dass die Synode des Ökumenischen Patriarchats einen Nicht-Griechen für den Posten eines diözesanen Metropoliten gewählt hat. Im Februar 2014 wurde Metropolit Athenagoras daraufhin zum Mitglied der ständigen Synode des Ökumenischen Throns gewählt. Auch das ist eine Premiere. Fortan ist Metropolit Athenagoras der Vertreter der ganzen Orthodoxen Kirche in Belgien par excellence. Er ist auch der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz der Benelux.

Die orthodoxe Kirche in Belgien hat ständig wachsende soziale Aktivitäten, vor allem mit einem Interesse und Engagement für die Jugend, Haus- und Krankenbesuche sowie Besuche jener die in Not geraten sind. Die Diener der orthodoxen Kirche sind unermüdlich und ständig verfügbar, um alle möglichen pastoralen und sozialen Probleme zu lösen.

Zum Teil augrund der offiziellen Anerkennung hat sich die orthodoxe Kirche in Belgien, neben den anderen Religionen und Lebensanschauungen des Landes, zu einer organisierten Einheit entwickelt. Seither ist sie bei jedem besonderen Ereignis und bei Zeremonien durch den Metropolit-Erzbischof des Ökumenischen Patriarchats oder seine Delegierten vertreten. Sie unterhält gute Kontakte zu jedem und ist sich ser wohl bewust, dass unser Zusammenleben einen guten Dialog erfordert. Dies trifft sowohl auf den Dialog mit der Regierung, mit anderen Religionen und Lebensanschauungen, aber auch mit anderen Partnern zu.

Niemand wird bezweifeln, dass unser pluralistisches, multikulturelles und multireligiöses Zusammenleben mehr und mehr der Beratung und des Dialogs bedarf, soll es im Streben nach Toleranz und Harmonie Erfolg haben. Die Beziehung zwischen Religion und Regierung sollte sich daher nicht nur auf materielle Fragen beschränken. Es gibt schließlich viel zu tun im Hinblick auf die Beziehung zwischen Regierung, Religion und öffentlichem Raum. Die Spannungen lassen sich auf der Straße fühlen und in den Zeitungskolumnen lesen. Religiöse Symbole, Kleidungsvorschriften, Integrationsanforderungen und allerhand kulturelle Gewohnheiten werfen bei Vielen Fragen auf. Eine neue richtungsgebende Vision scheint nötig.

Entwicklung in den Niederlanden seit Beginn des 20. Jahrhunderts

Unmittelbar nach der kleinasiatischen Katastrophe von 1922 ließen sich auch in den Niederlanden Griechen aus Konstantinopel, Smyrna und anderen Städten nieder. Sie hatten ihre eigene Kirche, ließen aber den griechischen Priester von Antwerpen für eine Göttliche Liturgie oder andere religiöse Feiern in die Niederlande kommen. Dies war zu Beginn Archimandrit Patrikios Konstantinidis und später  sein Nachfolger Archimandrit Emilianos Timiadis (danach Metropolit von Silyvria). Allmählich wuchs die Erkenntnis der Notwendigkeit einer eigenen Kirche. Deshalb wurde direkt nach dem zweiten Weltkrieg von den Griechen ein Verein gegründet. Im Jahr 1947 fragten die Verantwortlichen des Vereins bei der Stadtverwaltung von Rotterdam um ein Stück Land an. Es wurde ein Stück Land, gelegen am Westzeedijk, gratis zur Verfügung gestellt. Schon im Jahr 1954 hat man mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen, nachdem der Grundstein von von Bischof Meletios von Region und Archimandrit Emilianos Timiadis, in Anwesenheit des griechischen Premierministers Alexandros Papagos, gelegt wurde. Im Jahr 1957 weihte Bischof Iakovos von Apameia die neue Kirche. Die Vertreter der zwei russischen Kirchen in den Niederlanden waren bei der Kirchweihe anwesend. Archmimandrit Dionysios Hadzivassiliou (später Metropolit von Leontopolis – Patriarchat von Alexandrien) wurde der erste Priester. Ihm folgte bereits einige Monate später Archimandrit Theoklitos Michalas. Ihm folgte auch schnell der junge Priestermönch Maximos Mastichis, der spätere Weihbischof, mit dem Titel Bischof von Evmenia († 2015), wurde.

Vater Maximos reiste durch die ganzen Niederlande um regelmäßig an verschiedenen Orten die Göttliche Liturgie zu feiern und um seine griechischen Gemeindemitglieder zu besuchen. Einer der Orte an die er sehr regelmäßig kam war Utrecht, wo durch die Initiative von Archont Charilaos Chiotakis ein Gebäude angeschafft wurde, das man zu einer Kirche umgebaut hat. Diese wurde 1987 von Metropolit Panteleimon von Belgien geweiht. Im Jahr 1977 wurde Archimandrit Maximos Mastichis vom Metropoliten von Belgien und Exarch der Niederlande und Luxemburgs zum Weihbischof geweiht. Die Weihe fand in der Kirche des Heiligen Nikolaus in Rotterdam statt und wurde von Metropolit Emilianos Zacharopoulos geleitet, assistiert druch Metropolit Paul von Schweden und den Bischöfen Jeremias von Sassima und Panteleimon von Apollonia. Bischof Maximos residierte in Rotterdam bis zum Jahr 1992, als er nach Brüssel umzog.

Zum Erzbistum von Belgien und Exarchat der Niederlande und Luxemburgs (Ökumenisches Patriarchat) gehören heute in den Niederlanden Gemeinden in Rotterdam, Amsterdam, Den Haag, Utrecht, Eindhoven, Tilburg, Gorinchem und Nijmegen. Ausserdem gehört auch ein Männerkloster in Asten dazu, geweiht der Geburt der Gottesmutter. Das Kloster wurde 1989 von Mutter Maria († 2016) gegründet und zählt heute sechs Mönche. Mutter Maria war eine Niederländerin, die mit 21 Jahren in das orthodoxe Kloster in Den Haag eintrat. Später zogsie nach Jugoslavien und Griechenland. In letzterem Land verblieb sie über zehn Jahre in zwei Klöstern. Das Kloster in Asten ist wahrlich ein geistliches Zentrum der Orthodoxie in den Niederlanden.

Seit der Gründung der Orthodoxen Bischofskonferenz der Benelux im Jahr 2010 haben die orthodoxen Bischöfe der Benelux eine Vereinbarung unterschrieben, die festlegt, dass „der Metropolit des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel oder sein Stellvertreter von nun an der Vertreter der ganzen orthodoxen Kirche in den Niederlanden sein wird“. Im Jahr 2013 wurden Statuten vereinbart, welche die Organisation der Vertretung regeln. So wurde ebenfalls ein Beirat eingerichtet um den Vertreter zu unterstützen. Der Vertreter ist momentan Metropolit Athenagoras von Belgien (Ökumenisches Patriarchat).

Entwicklung im Großherzogtum Luxemburg seit Beginn des 20. Jahrhunderts

Die ersten Griechen ließen sich im Großherzogtum Luxemburg nieder seit das Land einige internationale Einrichtungen beheimatet: verschiedene Dienststellen der europäischen Einrichtungen, wie der „Europäische Gerichtshof“, die „Europäische Investitionsbank“, der „Europäische Rechnungshof“und andere.

Lange vor der Entstehung des Erzbistums von Belgien und Exarchats der Niederlande und Luxemburgs (1969) wurde den orthodoxen Christen dort von Archimandrit Emilianos Timiadis (später Metropolit von Silyvria) gedient, und danach von Archimandrit Panteleimon Kontogiannis (später Metropolit von Belgien). Der Letztere reiste dort hin um an großen Festtagen und an bestimmten Feiertagen die Liturgie zu zelebrieren. Taufen und Hochzeiten wurden von den Gläubigen zu Hause gefeiert, sowie es auch in Belgien geschah. Von 1959 bis 1968 wurden die Dienste in der Kapelle des Klosters vom Heiligen Herzen, am Boulevard d’Avranches, gehalten.

Nach der Gründung des Erzbistums kümmerte sich Metropolit Emilianos Zacharopoulos um die griechischen Gläubigen in Luxemburg, da es unmöglich war dort permanent einen Priester einzusetzen. Bis 1975 wurden die Dienste in der Gemeindekirche von Heiligen Herzen in der Rue Dicks in Luxemburg gefeiert. Danach wurde der orthodoxen Gemeinde ein Gebäude zur Verfügung gestellt (Rue Pulvermuhl 3 in Luxemburg), wo seit 1976 die Liturgie gefeiert wird. Die Gemeinde wurde unter den Schutz der Heiligen Anargyren gestellt.

Im Jahr 1980 zählte man in Luxemburg etwa 100 griechische Gläubige. Mit dem Beitritt Griechenlands zur Europäischen Union veränderte sich das. Allmähliche kamen Griechen um bei den internationalen Einrichtungen zu arbeiten.

Von 1981 bis 1982 hat Archimandrit Ioannis Sakelariou (jetzt Metropolit von Thermopyles), damals Student in Straßburg, in dieser Gemeinde gedient. Ihm folgten nach: Priester Ioannis Klis (1984-1985), Priester David de Bruyn (1986-1988), Archimandrit Emmanuel Adamakis (jetzt Metropolit von Frankreich) (1988-1989) und Erzpriester Ioakim Evangelinos (1990-1999).

Inzwischen hatte Metropolit Panteleimon damit begonnen nach einer offiziellen Anerkennung der Gemeinde zu suchen, die 1997 Realität wurde. Im Jahr 1999 folgte Vater Ioakim Evangelos Vater Eleftherios Anyfantakis nach, dem seinerseits Vater Georgios Vlatakis nachfolgte.

Dank der Schenkung eines Stücks Bauland mit einer Wohnung darauf in Weiler-la-tour (durch den katholischen Priester Nicolas Schmidt), konnte die Gemeinde – Anregung von Metropolit Panteleimon – mit dem konkreten Projekt zum Bau einer neuen Kirche, geweiht dem Heiligen Nikolaus, und eines Gemeindezentrums beginnen. Sie wurde am 18. Oktober 2008 von Metropolit Panteleimon geweiht, unterstützt durch die Bischöfe Luka (Patriarchat von Serbien), Basilios von Aristi, Maximos von Evmenia und Athenagoras von Sinope (jetzt Metropolit von Belgien).

Heute genießt die orthodoxe Kirche in Luxemburg offizielle Anerkennung, dank der Unterzeichnung einer Konvention am 26 Januar 2015. Diese Konvention beinhaltet die Anerkennung von vier Gemeinden: eine griechischsprachige, eine russischsprachige, eine serbischsprachige und eine rumänischsprachige. Der Metropolit von Belgien und Exarch der Niederlande und Luxemburgs des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel repräsentiert diese Kirche. Die Konvention ersetzt die Übereinkünfte zwischen Kirche und Staat von 1997 bis 2004.

Die Gemeinden des Heiligen Nikolaus und der Heiligen Anargyren in Luxemburg werden seit 2014 vom Protopresbyter des Ökumenischen Throns Panagiotis Moschonas geleitet, unterstützt von Erzpriester Spyridon Tsekouras.

© Metropolit Athenagoras von Belgien.